Dieser Eintrag entstand, nachdem George Floyd durch rassistische Polizeigewalt umgebracht wurde und Backlash gegen die Black Lives Matter – Bewegung laut wurde.
Selbstverständlich besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt darüber im Moment sehr viele gute Ideen, Servicetweets und Artikel. Von mir nur die paar Gedanken dazu:
– Was sollten Schwarze Menschen jetzt tun?
Was immer dir gut tut – jetzt ist die Zeit dafür. Pass auf dich und deine Nerven auf und hab kein schlechtes Gewissen, wenn du keine Energie für irgendwas hast oder stocksauer bist oder schlecht drauf. Du hast es bis heute geschafft und das darf durchaus auch mal länger als einen Tag gefeiert werden. Oder verschlafen. Oder verschoben.
Bitte zögere nicht, im Freundeskreis oder bei Bekannten um Hilfe zu bitten, und zwar ohne dass du irgendwas moderieren oder erklären müsstest. „Mir gehts gerade nicht so gut“ ist einer der Sätze, der für Schwarze Menschen in Deutschland leider nicht vorgesehen ist (wenn wir nicht funktionieren, dann sollen wir wenigstens aus dem Weg gehen, nicht anstrengend sein und schon gar nicht verlangen dass irgendwer oder irgendwas unsere Stimmung berücksichtigt), und das kannst du ab sofort ändern indem du diesen Satz als absoluten Punkt behandelst, der keine Rechtfertigung benötigt. Ähnlich verhält es sich übrigens mit dem Satz „ich bin wirklich ein toleranter Mensch, aber man kann es auch überstrapazieren.“ Wende ihn an als Kommentar dessen, welche Zumutungen du dauernd aushalten musst – und siehe da, noch nie war der Satz so wahr.
– Was sollten Nichtschwarze PoC jetzt tun?
1) gut auf dich aufpassen
2) Lass dich nicht einsammeln/instrumentalisieren von der Fraktion „aber bei uns haben wir die Probleme ja nicht“/“iich teile die Welt aber nicht in schwarz und weiß“
Vorsicht, Falle: mindestens genauso schlimm ist die der getarnt rassistischen Fraktion, die die unmenschliche Behandlung von Schwarzen Amerikaner_innen als Äquivalent betrachtet -und rhetorisch zu übertragen versucht- zu Nichtschwarzen marginalisierten Bevölkerungsgruppen in Deutschland. Nach dem Motto „bei uns sind die Türk_innen, was die Schwarzen in den USA sind“.
Denn – Ironisch und oft übersehen: In jeder sich als nicht Schwarz verortenden Community of Color (z.B. Kurdisch, Türkisch, Vietnamesisch, Indisch, etc.) gibt es ebenfalls Schwarze Menschen. Die werden nur oft sogar im (Anti-)Diskriminierungsdiskurs vollständig unterdrückt. Es gibt Afrotürk_innen, Afrokurd_innen, Afrovietnames_innen, Afrorromn_ja, Afro-Inder_innen, Schwarze Native Americans, usw. usf. (von weiteren unterdrückten Gruppen innerhalb aller Kulturen mal ganz abgesehen, bzw. sich zusätzlich verschränkend.) Werde dir dessen bewusst und wachse über den eigenen Schmerz hinaus. Handle und spreche dementsprechend und hilf mit, Schwarze Stimmen und Anliegen zu verstärken – in Deutschland, in der globalen Diaspora sowie im betreffenden Land der Vorfahr_innen.
– Als BIPoC, die gerade noch Energie übrig haben…
… ließe sich außerdem überlegen, welche Privilegien wir selbst haben, z.B. könnte das sein: einen Schengenpass, vergleichsweise hellhäutig zu sein, mehrere Lokalpolitiker_innen mit Rassismuserfahrung zu haben, Community-Ressourcen zu haben die nicht illegalisiert werden, akzentfrei Deutsch zu sprechen, Cisprivileg zu haben, nicht selbst geflüchtet zu sein, usw.
Nicht, um sich schlecht zu fühlen, sondern um aufzudecken, wer noch mehr Unterstützung braucht und evtl gerade übergangen wird -> damit ich mir entsprechenden Leute, Gruppen und Communities auf den Schirm holen und zielgerichtet unterstützen kann.
Ganz eigennützig: Empathie und Mitgefühl helfen der eigenen Genesung und einer insgesamt besseren Orientierung. Und sind die Basis für erfüllendere soziale Beziehungen, was sich wiederum positiv auf mich und mein gesamtes Umfeld auswirkt.
– Eine gute Erklär-, Info- und Ressourcenliste für weiße Leute:
„Anti-Rassismus: 15 Tipps, was Du als weiße Person tun kannst“
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- How To Get Back On Track With Your Self-Care Routine (read it before u judge ^^)
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