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Wer spricht wann? 5 Dinge, die wir von „Black Panther“ für rassismuskritische Projekte lernen können – Teil 2

    Blogartikel-Serie (5 Teile) mit konkreten Tipps zu diskriminierungssensibler Veranstaltungspraxis – Teil 2

    Es gibt ein paar Stellen im Film Black Panther, die großes Erleichterungsgelächter hervorrufen. Das sind die Stellen, in denen Figuren (stellvertretend für uns) Dinge sagen, die auszusprechen für BPoC im echten Leben schwer ätzende Folgen hat, obwohl es unaufgeregte Wahrheiten sind.
    Es war außerdem wohltuend, mal zu sehen, wie Afrikanische Menschen Afrikanische Angelegenheiten besprechen und klären, ohne sich dabei Vorschriften oder dauernde „Lektionen“ anhören zu müssen. Das gibt es im echten Leben selten. Auf vielen Veranstaltungen verhandeln Europäer_innen Afrikanische Themen oder sprechen in Deutschland Geborene als Hauptredner_in zum Thema „Flucht und Migration“. Das können, müssen wir ändern.

    Wakanda Know-How für unsere Projekte in Wandsbek und Wanne-Eickel:

    • Wer zuerst auf die Bühne kommt, repräsentiert. Wer dort zuerst gegrüßt und angekündigt wird, ist offiziell wichtig™. Es ist nicht egal, wer zum Publikum das Grußwort sagt, und noch weniger egal ist es, wer auf der Veranstaltung das letzte Wort hat. Hier können wir vieles anders als bislang machen und damit signalisieren, wessen Perspektiven [uns] wichtig sind. Das Publikum reagiert stark darauf, wer einführt, wer als fachliche Autorität behandelt wird, und wer die Verabschiedung macht. Das alles spiegelt auch wieder, wer sich aus Sicht der Veranstaltenden überhaupt mit dem Event identifizieren können soll. Das gilt nicht nur für Live-Events, sondern genauso für Publikationen.

    • Es ist absolut in Ordnung, nicht jede_n faseln zu lassen. Eine gute Moderation darf und muss Beiträge abwürgen, wenn sie diskriminierend werden (dem hätte natürlich vorgebeugt werden sollen, aber wenn es dann schon dazu kommt, ist es wenigstens zu stoppen). Es gibt kein Grundrecht darauf, zu allem noch öffentlich in den ganzen Raum über das Mikrofon Senf dazuzugeben. Auf fast allen Veranstaltungen sitzen Typen im Publikum, die am Ende das Mikro verlangen (oder sogar angeboten bekommen) und keine Fragen haben, sondern nur dozieren wollen, dass sie was besser wüssten. Oft sind ihre Ergüsse unendlich uninformiert und diskriminierend. Manche fühlen sich aus Tradition im Recht dazu, weil sie immer dazu eingeladen werden, irgendetwas zu blöken und sich nie fragen mussten, ob sie sich gerade blamieren oder andere belasten. Das muss uns alles nicht interessieren. Es ist unser Raum. Und es gibt keinen Grund, diesen Leuten spontan das Mikro anzubieten und sie potenziell den ganzen Raum als Geisel nehmen zu lassen. Für konstruktiven Austausch gibt es sehr viele Formate, die besser geeignet sind als „Möchte noch irgendjemand was sagen?“ Das gilt nicht nur für offline-Veranstaltungen und Bühnen, sondern auch für Kommentarspalten und Webinare.

    Fazit: Wir können nicht veranstalten, um von Günni gelobt zu werden, sondern sollten es dafür tun, positive Veränderung vorzuleben und zu verhandeln. Wenn wir bestimmen: „jetzt reden mal die, die wirklich Ahnung haben, und auch die, die nicht überall angehört werden“, mag das Günni empören, aber das muss wirklich sein Problem bleiben. Wir schützen damit die Menschen, die unter seinem Geschwafel seit eh und je leiden. Im Zweifelsfall den gesamten Rest des Publikums.

    Ich hinterlasse den Raum einer Veranstaltung gern zugewandt. BPoC sollen mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Für Diskussion ist hinterher ausreichend Zeit im Foyer oder an der Theke oder an kleinen Gesprächstischen im Anschluss. Veranstaltende und Publikum war anfangs etwas verwundert, wenn ich mit ihnen vorher diesen Ablauf besprochen habe. Aber seit es immer mehr Vortragende und Veranstaltende so halten, ist es Usus geworden. Und das Feedback, das ich regelmäßig dafür bekomme, keine Geiselnahmen-Open-Mic-Runden abzuhalten, ist durchweg positiv. Eine Veranstalterin, die es zuerst eher zähneknirschend akzeptiert hatte, hat mir hinterher gesagt: „Das war ganz anders als bisher. Ich fühl mich auch besser. Und ich habe gar nichts vermisst.“

    Viel mehr dazu, mit praktischen Tipps, Deeskalations-Checklisten, Argumentesammlungen und Vielem mehr gibt es im Onlineseminar „Erfolgreich rassismuskritisch veranstalten“ für alle, die es ernst damit meinen, kulturell oder kulturpolitisch zu veranstalten. Und für gut gemacht statt gut gemeint.

    Seminar „Erfolgreich rassismuskritisch veranstalten“ :

    online, im eigenen Tempo, anonym,

    99% der Teilnehmenden würden es weiterempfehlen.

    Derzeit der einzige systematische Lern-Ort für die Grundlagen kuratorischer Verantwortung.

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